Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer. (Sacharja 9,9)
Veni redemptor gentium – unser Evangelisches Kirchengesangbuch begann einst mit dem Gebetsruf: Komm, Heiland der Völker, Erlöser der Heiden.
So endet die Bibel, den Gläubigen Trostruf, den Verfolgern Drohung: Ja, Herr, komm! Maranatha! So beginnen seit Jahrhunderten alle reformierten Kirchengesangbücher. Komm nun, ich bin bereit.
Aus deinem Woher und Wohin blühen an unseren Fenstern Provokationen, Eisblumen zwischen Wärme und Kälte. Was ist ihnen alles eingefallen, um dich in ihre Bilderrahmen zu pressen: Guerillakämpfer, Scheinmensch, Scharlatan, Menschensohn und Gottessohn, Prophet, Heilpraktiker, König, Mensch, Gott, Gottmensch … gezeugt oder nicht gezeugt, geschaffen oder nicht geschaffen, auferstanden in die Verkündigung der Kirche oder leiblich auferstanden, aufgefahren in den Himmel, erniedrigt, erhöht …
Was immer sie ersannen, dich zu begreifen, es blieb Stückwerk, Provokation. Um der Frage willen, welches nun deine Natur war oder sei, wurden Menschen erschlagen, Kriege geführt, Ketzer verbrannt und Familien zerrissen. So hast du das nicht gemeint. Nun komm, gib dich zu erkennen. Gib dich ein weiteres Mal in unsere Hände, damit wir begreifen. Hilflose Gesten aus Zärtlichkeit und Trauer gießen Öl auf deine Wunden, bleiben selbst unverstanden.
Keiner hat verstanden, die Jünger nicht, der Verräter nicht, Pilatus nicht und Herodes, nicht einmal Maria und Joseph. Wer kann auch verstehen, dass ein Gott die Stelle wechselt. Licht und Finsternis, Tag und Nacht, oben und unten tauschen den Platz.
Die einen ließen nicht zu, dass ein Mensch Gott gleich sei. Zuviel der Ehre. Sie fürchteten um ihren Gott, wenn der Graben überschritten wird, die Mauer fällt. Andere ließen sie nicht zu, dass du einer von uns wirst. Sie fürchteten Schwielen an deinen Händen und dunkle Flecken auf reiner Weste.
Spürten nicht die Befreiung, spürten nur dumpf die Angst des ganz anderen. Götter haben – wenn schon zu Besuch auf Erden – diese doch unbehelligt wieder zu verlassen, der Ordnung halber.
Ob wir das je verstehen?
Bei welchen Sätzen des Glaubensbekenntisses atmen wir auf? Welche Dogmen bringen uns zum Jubeln? Was ändert sich für uns, wenn wir Gottes Kommen besingen in diesen alten, dichten Strophen?
Du kommst nicht zu Besuch. Du kommst und suchst Bleibe.
Du nimmst unsre Wunden in Pflege und entlässt uns zu aufrechtem Gang in den Tag.
Ein gesegnetes Wochenende und eine gute Woche wünscht Ihnen
Pfarrer Achim Gerber