10. Sonntag nach Trinitatis - 24. August 2025

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.(Psalm 33,12)

„Wohl dem Volk ...“ – schon der Wochenspruch aus Psalm 33 weist darauf hin, dass wieder Israelsonntag ist: Es geht um Israel, um das Volk, das Gott sich ausgewählt hat. In was für einer Beziehung steht Gott zu seinem Volk, und in welcher Beziehung steht das Volk zu Gott? Der Wochenspruch benennt zweierlei:

Zum einen ist der Herr, adonaj, Jahwe, ihr Gott. So wie jedes Volk seinen eigenen Gott verehrt, verehrt das Volk Israel Jahwe. Das Besondere an ihrem Gott ist aber, das weiß der Psalmbeter auch, dass dieser nicht nur für die Belange seines eigenen Volkes zuständig ist, sondern dass sich sein Herrschaftsbereich über die ganze Erde erstreckt, ja, dass er selbst die ganze Welt erschaffen hat. Welches Glück hat das Volk, das eben diesen Gott verehrt und mit ihm in Beziehung steht! Es muss wohl ein besonderes Volk sein.

Zum anderen wird über die Beziehung zwischen Gott und dem Volk gesagt, dass er es zum Erbe erwählt habe. Es ist nicht das Verdienst des Volkes Israel, dass es zu Gott gehört, sondern allein Gottes Entscheidung. Später wird Jesus etwas ganz Ähnliches formulieren, wenn er sagt: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt“ (Joh 15,16). 

Außerdem wird das Verhältnis zwischen Gott und seinem Volk als Besitzverhältnis bezeichnet. Das Volk ist nicht der Erbe, sondern das Erbe, also Besitz Gottes. Auf den ersten Blick wirkt dies degradierend. Doch ist die Beziehung von Gott zu seinem Besitz viel unmittelbarer als zu seinem Erben, also seinem Kind. Der Besitz gehört zu seinem Besitzer, der Besitz kennt keine Unabhängigkeit und wird sie nie kennen lernen, er wird sich nie von seinem Besitzer lösen, anders als ein erwachsenes Kind, das sich von seinen Eltern löst und eines Tages seine eigenen Wege geht. Und so steckt in diesem Bild von dem Erbe Gottes eine absolute und nicht zu hinterfragende Zugehörigkeit. Eine Zugehörigkeit, die auch wir nicht hinterfragen können, in der wir Christeninen und Christen uns jedoch mit unseren jüdischen Geschwistern verbinden können – denn in Jesus haben wir den Gott Israels kennen gelernt, durch ihn ist der Herr auch unser Gott.