Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petrus 5,5)
„Leine, leine, leine!“ Das kleine Persönchen, noch keine zwei Jahre alt, stampft energisch mit dem Fuß auf. Alles will sie zurzeit alleine machen, ob sie es kann oder nicht. Jetzt geht es gerade um die Jacke – die Mutter weiß schon, wie es enden wird: Bald wird das Kind mit Wutgeheul resignieren, und dann soll die Mutter doch helfen.
Diese oder ähnliche Situationen kennen alle Eltern, für Kleinkinder ist ein solches Verhalten schließlich normal, es gehört zur Entwicklung und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstständigkeit.
Anders ist es jedoch, wenn wir uns so verhalten. Wenn wir uns gegen Gott stellen und behaupten: „Ich komme schon alleine zurecht, ich habe alles im Griff, ich brauche dich nicht.“ Oder schlimmer noch: Wenn wir unser Leben alleine leben, alles perfekt durchorganisieren, uns durchkämpfen und uns dabei ausschließlich auf uns selbst verlassen – ohne auch nur an Gott zu denken. Wer sich so verhält, ist hochmütig.
Aber den Hochmütigen widersteht Gott, sagt der Wochenspruch, den Hochmütigen stellt er sich entgegen. Die Hochmütigen, die, die alles alleine schaffen wollen, die Verteidiger ihrer Unabhängigkeit werden in ihrem Leben möglicherweise weit kommen. Doch irgendwann werden sie den Punkt erreichen, an dem es nicht mehr weitergeht, an dem sie „ausgepowert“ sind, an dem sie krank werden, körperlich oder seelisch. Denn Gott widersteht den Hochmütigen.
Hilfe werden wir nur erfahren, wenn wir zugeben können, dass wir bedürftig sind, dass wir eben nicht alles können, nicht alles alleine schaffen. Dann werden auf einmal die großen Lasten der Verantwortung von unseren Schultern fallen, und wir werden spüren, wie gut es tut, klein und schwach sein zu dürfen; biblisch ausgedrückt: demütig zu sein.
Nur der Mensch, der weiß, dass er von Gott abhängig ist und ohne ihn nichts tun kann, wird erleben, was Gnade ist: die Zuwendung und Liebe Gottes, die Flügel verleiht, die stärkt und für die nichts unmöglich ist.