Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lukas 21,28b)
Eine junge Frau, fast noch ein Mädchen. Maria. Mirjam. Wie die Schwester von Mose. Die große Prophetin. Die, die gesungen hat am Schilfmeer und getanzt. Alle haben zugehört und mitgetanzt. Erlöst. Befreit. Mit erhobenem Haupt. Das war Mirjam.
Aber Maria ist anders. Maria sagt „Ja“ und „Amen“ und singt nur, wenn niemand es hört. Demütig neigt sie ihren Kopf und tut, was von ihr erwartet wird. Als Erste aufstehen. Brot backen. Putzen. Wasser holen. Manchmal ist am Brunnen Zeit für eine kleine Unterhaltung mit ihren Freundinnen. Meistens nicht. „Nein, keine Zeit.“ „Nein, du bist nur ein Mädchen.“ „Nein.“
Bald wird Maria heiraten. Einen eigenen Haushalt führen. Mutter werden. Sie hat Angst davor. Sie macht sich Sorgen. Sie ist noch so jung. So viel wird von ihr erwartet. Aber was sie will? Was sie erwartet? Wonach sie sich sehnt? Danach fragt niemand. Manchmal würde Maria auch gern „Nein“ sagen. Aber das geht natürlich nicht. So ist es eben. „Nein“, sagt Gott. „Es ist anders!“ Gott schickt seinen Engel: „Fürchte dich nicht, Maria!“ „Aber ich fürchte mich! Ich habe Angst, vor so vielem!“ „Gott ist mit dir, Maria. Sieh auf und erhebe dein Haupt. Du wirst ein Kind bekommen. Den Retter der Welt.“ „Der Welt? Nein!“ „Nein?“ „Nein, das kann ich nicht. Das ist zu groß für mich. Ich bin schwach. Ich bin jung. Ich fürchte mich.“ „Ja, Maria. Du bist schwach. Du bist jung. Du fürchtest dich. So seid ihr Menschen. Aber Gott ist anders. Gott will, dass ihr frei seid von der Angst. Du wirst den Erlöser im Arm halten. Klein und schwach. Aber ohne Angst und voller Liebe“.
Liebe. Stärker als jede Schwäche. Größer als alle Angst. „Ja, mir geschehe, wie Gott will!“ Maria ist jung. Sie ist schwach. Aber sie hat keine Angst. Sie erhebt ihr Haupt. „Ja. Und Amen.“ So beginnt es. Ein neuer Weg. Eine neue Zeit. Es wird Licht.