4. Sonntag vor der Passionszeit - 09. Februar 2025

Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. (Psalm 66,5)

Sie war lange krank gewesen. Am Anfang hatte sie noch gedacht, es ginge nur um ein paar Wochen, dann wäre sie wieder auf dem Damm und das Leben ginge weiter wie vorher. Dann aber wurden die Wochen zu Monaten, und manchmal zweifelte sie daran, ob es nochmal besser werden würde. Und wie sie es ertragen sollte, wenn nicht.

Sie tat alles, was die Ärzte ihr empfahlen, und sie traf eine Psychologin. Trotzdem wollte die Krankheit nicht weichen. Manchmal dachte sie daran, sich das Leben zu nehmen.

Und dann wurde es doch wieder besser. Nicht von einem Tag auf den anderen, sondern ganz langsam. Sie merkte es zuerst gar nicht. Aber eines Morgens fiel ihr auf, dass sie am Abend die Tablette vergessen und trotzdem die Nacht durchgeschlafen hatte. Und ein paar Tage später musste sie bei einer dummen Sendung im Fernsehen laut lachen. Fast hätte sie ihre eigene Stimme dabei nicht erkannt.

Es ging aufwärts. Mit Rückschlägen, aber aufwärts. Sonntags ging sie manchmal wieder in die Kirche und traf ihre Freundinnen. Eines Tages hörten sie die Geschichte von den Israeliten, für die Gott das Meer geteilt hat, als sie in Lebensgefahr waren. Sie fühlte sich gerettet. „Ich habe überlebt“, dachte sie; und ihre Augen wurden feucht, als ihr einfiel, dass es auch Menschen gab, die ihre Krankheit nicht überlebten und wie knapp es gewesen war. „Danke, Gott!“, dachte sie. Und dann stimmte sie ein in den Psalm 66, den die Gemeinde gerade sprach: „Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie konnten zu Fuß durch den Strom gehen.“ (Psalm 66,5 f)

Ein gesegnetes Wochenende und eine gute Woche wünscht Ihnen
Pfarrer Achim Gerber