Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. (Lukas 19,10)
„Hallo, wie geht’s dir denn so? Wir haben uns nach dem Abi irgendwie aus den Augen verloren. Jetzt habe ich dich gegoogelt: Treffer! Wunderbar! Lass doch mal was von dir hören, Jürgen. Wie geht`s Dir?“
Wie viele Menschen, die uns mal ganz nah waren, haben wir im Laufe der Jahre aus den Augen verloren. Bei manchen ist das schade. Wir freuen uns, wenn wir irgendwie wieder in Kontakt kommen können.
Andere vermissen wir überhaupt nicht. Ihre Adresse und Telefonnummer standen noch ein paar Jahre in unserem Kalender. Irgendwann haben wir sie rausgenommen und inzwischen vergessen. Immer wieder hören wir auch von Menschen, die scheinbar niemand mehr im Blick hat. Sie leben seit vielen Jahren allein, unbeachtet, und manchmal findet man sie erst nach Wochen tot in ihrer Wohnung auf.
Bei Jesus ist das anders, erzählt uns Lukas. Der ist geradezu auf der Suche nach denen, die anderen schon lange abhanden gekommen sind. Er sucht gerade die, die wir schon lange aus dem Blick verloren, sogar ganz bewusst aus unserem Adressverzeichnis und Gedächtnis gestrichen haben. Auch die verliert Jesus, der Menschensohn, nicht aus den Augen, egal, ob sie neugierig von einem Maulbeerbaum oder vom Balkon eines Mehrfamilienhauses Ausschau halten, ob sich vielleicht einer für sie interessiert.
Typisch Jesus! Er nimmt nicht die Angesehenen von Jericho, sondern diesen Zöllner in den Blick.
Den hatten die anderen längst schon aus den Augen verloren oder geflissentlich übersehen, Gründe gab es dafür genug. Aber Jesus sieht ihn. Er spricht ihn an und macht ihm deutlich: Du bist mir wichtig. Du bist Gott wichtig. Gott hat dich nicht aus dem Blick verloren. Immer schon ist er auf der Suche nach dir gewesen. Wenn er dich gefunden hat, merkst du: Ich bin ein von Gott angesehener Mensch. Glaub mir, das macht dich selig, glückselig.